30. Dezember 2014

Pegida ...

... ist das Ergebnis eines Sozialstaats, der es seinen dümmsten und ungebildetsten Mitgliedern so gut gehen lässt, dass die sich irgendwann einbilden, nicht nur genug zu essen verdient zu haben, sondern sogar ein Recht auf rechthaben. Interessant ist daran vor allem, dass hierbei genau diejenigen solidargemeinschaftlichen Strukturen kritisiert werden, von denen diese Klientel am meisten profitiert.

21. Dezember 2014

An die unkritischen Ayn-Rand-Bewunderer

Mein Kommentar zu einem "SZ-Werbefeldzug" 2012 für eine deutsche Ausgabe von Rands "Atlas shrugged":

Die sich in letzter Zeit häufenden und leider nicht besonders kritischen Verweise auf Ayn Rands Kapitalismus- und Egoismusphantasien machen hellhörig. Erst wird (sogar in der SZ, S.3!) eine deutsche Übersetzung von "Atlas Shrugged" mit unverhohlener Bewunderung für den "selbstlosen" jungen Selfmade-Herausgeber quasi gefeiert, dann liest man den Namen Ayn Rand mit dem irreführenden Zusatz "Philosophin" praktisch in jedem Artikel über den amerikanischen Wahlkampf und dann musste man im SZ-Feuilleton einen ziemlich unkritischen Text über den Einfluss Ayn Rands auf die amerikanischen Konservativen lesen. Man fragt sich, ob SZ-Autoren mittlerweile gänzlich zu heimlichen Rand-Bewunderern mutiert sind und hin und wieder testen, ob die Stimmung an der Leserfront bereit ist für offenere Bekenntnisse. 
Da ich es leider in den erwähnten Texten nicht finden konnte, muss ich auf diesem Wege korrigierend eingreifen: Ayn Rands Phantasien, haben mit der Wirklichkeit nicht mehr zu tun als z.B. Tolkiens "Herr der Ringe" oder etwa Hitlers "Mein Kampf" (mit dem "Weltjudentum" als Verursacher aller Miseren der Welt), weil sie verantwortungslos und unwissenschaftlich auf falschen Behauptungen und also Lügen gründen. Die Kapitalisten haben eben gerade nicht "alles gegeben" (wie Rand behauptet) an die "Verlierer", "Nassauer", "Schmarotzer", "Plünderer", sondern haben von vorneherein alles genommen und damit erst Armut geschaffen. Die Kapitalisten waren nicht "stets die Gebenden" (wie bei Rand behauptet wird), sondern stets und von vorneherein die Nehmenden und Ausbeutenden, genauso, wie die sogenannte 1. Welt seit Jahrhunderten den Rest der Welt schamlos und eigennützig ausbeutet und ihm alle Entwicklungsmöglichkeiten immer wieder gestohlen hat. Und im übrigen ist die Schlussfolgerung aus all dem Rand'schen Kapitalistenkitsch sogar auch noch sehr dumm, denn das gemeine Volk, von dem sich die Kapitalisten laut Rand abwenden sollen ("We do not need you!"), wird sehr wohl "gebraucht", nämlich als möglichst dumme und ungebildete Verbraucher- und Konsumentenmasse.

Und ein wenig zuvor mit anderem Adressaten:
An die Ayn Rand-Enthusiasten: Es ist fahrlässig und kurzsichtig die in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, aus einer im russischen Stalinismus traumatisierten Kinderseele heraus, entwickelten und formulierten Ideen Ayn Rands zu gesellschaftlich unkontrollierter, ungezügelter, freier Entfaltungsmöglichkeit des profitorientierten und also naturgemäß egoistischen Unternehmerindividuums, auf heute zu übertragen. Es stehen den unternehmenslustigen Individuen heute Technologien zur Verfügung, die ein wesentlich gewaltigeres Gefährdungspotenzial für die Lebensgrundlagen von Mensch und Natur in sich tragen, als zu Zeiten Ayn Rands. Obwohl wir tatsächlich fast überall auf der Welt wesentlich strengere Kontrollen und Genehmigungsverfahren für industrielle Unternehmungen haben, als aus den Rand‘schen Wunschvorstellungen herausgelesen werden können, kommt es immer wieder zu immer katastrophaleren Ereignissen mit ungeheuer verheerenden Folgen für Mensch und Natur, weil ungezügelte Unternehmer eben andere Prioritäten haben als betroffene, unbeteiligte potenziell Geschädigte. Die Katastrophen von Exxon (Exxon Valdez), BP (Deepwater Horizon), Tepco (Fukushima), den global agierenden Großbanken (Banken-, Finanzkrise) und viele andere, führen uns immer wieder vor Augen, dass die Initiativen der freien Unternehmen naturgemäß immer zu kurz gedacht sind und mögliche Gefahren in den Entscheidungsgremien wegen der verlockenden Profitprognosen immer verharmlost werden und auf die leichte Schulter genommen werden, zumal für Schadensregulierung bei den erwähnten Katastrophen die Verursacher nie im vollen Umfang herangezogen werden können. Angesichts der rasend schnellen technischen Entwicklungen, deren Gefahrenpotenzial entsprechend schwer überschaubar ist, sind die Schlussfolgerungen aus Rands Thesen, die zu mehr freier, unkontrollierter, ungezügelter Initiative des Unternehmerindividuums führen soll, genau falsch. Wir brauchen mehr gesellschaftliche Kontrolle und nicht weniger. Die bundesrepublikanische „soziale“ Marktwirtschaft war ein guter Ansatz für einen Mittelweg zwischen unternehmerischem Egoismus und gesamtgesellschaftlicher Verantwortungsbereitschaft. Dass wichtige Bestandteile der sozialen Marktwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr ausgehöhlt wurden, kann ihr heute nicht angelastet werden. Vielleicht wäre es hilfreich den Begriff zu harmonisieren und statt „soziale“ „gemeinschaftliche“ Marktwirtschaft zu sagen, dann wäre all denen das rote Tuch genommen, die in allem, was auch nur ansatzweise den Begriff sozial enthält sofort den fehlentwickelten planwirtschaftlichen Kommunismus des verschwundenen Ostblocks vermuten.

17. Dezember 2014

Das Springen direkt aus dem Sitzen heraus

Ich habe geträumt, ich hätte irgendwo gelesen, dass Bonobos, die angeblich intelligentesten Menschenaffen, etwas können, was keine andere Primatenart, einschließlich des Menschen kann: Das Springen direkt aus dem Sitzen heraus. Frage mich, ob das was für mich wäre und ob ich schonmal zu üben anfangen soll. Vielleicht kommt ja die Redewendung "Im-Dreieck-Springen" von daher (das kann ich nämlich schonmal sehr gut!). Das Springen direkt aus dem Sitzen heraus ist vielleicht eine über die Jahrtausende, mangels regelmäßiger Praxis, verloren gegangene Fähigkeit auch von uns Menschen?
Jumping directly from sitting
I dreamed I had read somewhere that bonobos who are allegedly the most intelligent apes, something can what no other primate species, including humans can do: Jumping directly from sitting out. 
I ask myself, if that would be useful for me and if I should start practicing it. Perhaps the phrase "Jumping in a Triangle" comes from there (and that I can ever namely very good!).

5. Dezember 2014

Tweets, gerade noch vom 3.12.2014

1
"Ich bin ein Opfer meiner Vernunft!"
Thomas Bernhard im Briefwechsel mit 
Siegfried Unseld

Video > Burgtheater Gert Voss und Peter Simonischek

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2
Dieses Video, der Briefwechsel zwischen Thomas Bernhard und Siegfried Unseld verlangt eine Stunde Zeit. Glaubt mir, es lohnt sich! 
"... abwechselnd leben und existieren ..."
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3
"... aber ich heule nicht, ich verachte nur ... ich könnte jetzt wütend sein, aber ich bin es nicht." (Thomas Bernhard)
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4
"Wir brauchen uns nicht zu schämen, aber wir sind auch nichts und wir verdienen nichts, als das Chaos." 
(Thomas Bernhard)
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5
"Und nächstes Mal schreiben sie mir bitte "HERZLICH" 
und nicht "mit freundlichen Grüßen", die ich zutiefst verabscheue." (Thomas Bernhard)
____________________
6
"Mir wäre es recht, wenn wir Ende Juni zu einem Gespräch zusammenkommen könnten, an einem neutralen Ort, 
hier im Umkreis." (Thomas Bernhard)
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7
"... er anerkennt, dass es neben ihm noch andere Autoren gibt." (Siegfried Unseld) 
____________________

All das und noch viel mehr im Video von der Aufführung 

am Burgtheater Wien, mit den Lesern Gert Voss und Peter Simonischek.

3. Dezember 2014

Tweets am 3.12.2014

1 - von @andyamholst
[Bazon Brock "Der Tod muss abgeschafft werden"
]










2 - von @bazonbrock
Der Ursprung des Zitats liegt hier:
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3 - von mir
Einwand meiner Frau: die Begräbnisrituale seien
nicht für den Toten, sondern für die  Hinterbliebenen gedacht.
Hat sie recht?
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4 - von @bazonbrock
Ja. Siehe: Begräbnisrituale/Todesanzeigen:
Man redet mit den Toten, man spricht sie sogar direkt an,
als seien sie anwesend.
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5 - von mir
Ich sage meiner Frau, ich möchte für meine Leiche
kein Begräbnisritual. Aber sie sagt, das habe mich nicht zu interessieren,>
> es ginge da um ihre Bedürfnisse, nicht um meine, ich sei ja dann tot.
Hat sie schon wieder recht?
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6 - von @bazonbrock
Bitte legen Sie sich nicht voreilig fest. 
Aus der Literatur wissen wir, dass Tote sich jämmerlich verlassen fühlen.
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7 - von mir
Vielen Dank für den weisen Rat. Hilft mir sehr.
Dachte diese Interessensdiskrepanz sei ein unlösbares Dilemma.

2. Dezember 2014

Tweets am 2.12.2014

1 - Ich habe auf der Suche nach einem Parkverbots-Schild (Nur freitags, oder Nur Freitag) für den Feminismus ein Wort erfunden: NUR FRAUTAG !
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2 - Wenn DER Feminismus das jetzt ohne mich zu fragen verwendet, könnte ich das urheberrechtlich verhindern? (siehe auch Tweet 1)
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3 - Habe auch ein gemacht. NUR FRAUTAG !
(beachte auch Tweet 1+2)

1. Dezember 2014

Tweets am 1.12.2014

Es ist genauso spannend, zu erwarten, ob jemand bestimmte Erwartungen erfüllt, oder ob er sie nicht erfüllt. Neutraler Beobachter.
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Ich sag' den Leuten im RL immer fürsorglich, sie sollen mich nicht unterschätzen. Was tun Sie? Sie unterschätzen mich! *kopfschüttel

Zugegeben, manche warne ich nicht. Manche lasse ich genüßlich ins Messer laufen. Tun mir aber sofort leid.
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Das Mindeste, was ich erwarte bei Kunstbetrachtung: Interesseloses Wohlgefallen
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Der Vorteil, morgens um 6 Uhr in der Früh: Die Meisten pennen noch. Kann mich ganz auf mich selbst konzentrieren.
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Ich mache mir nix vor. Ich denke, Solidarität unter Twitterern? Fehlanzeige? Oder?

Re von @Fritz da habe ich aber schon Beispiele von tätiger Hilfe beobachtet...

Re von mir:  Das beruhigt mich ein wenig. Danke!
_________

Frage an die alten Hasen: Liegt es an Twitter, dieser Wandel zum Frühaufsteher? Ich war früher eher ein Langschläfer

Die Tastatur des Telefons akzeptiert hinter dem Wort 'Langschläfer' keinen Punkt, macht penetrant 'Landschaft' draus. > Fav von @kaot50
_________

Überhaupt das Schreiben mit dieser eigenwilligen Display- Tastatur. >
> > Muss ständig jedes Wort prüfen, weil Tastatur etwas ganz anderes schreiben will, als ich.

30. November 2014

Meine Bitte an die Kunstskeptiker

Ungläubiges Erstaunen erfüllt mich immer wieder, wenn ich in den sozialen Netzwerken mit Kunstskeptikern konfrontiert bin. Die Ignoranz und die Geringschätzung, Künstlern und der Kunst gegenüber, ist leider quer durch alle Gesellschafts- und Bildungs-schichten sowie weltanschaulichen Orientierungen, erstaunlich und überraschend weit verbreitet und rätselhaft. Zeitgenössischen Künstlern werden Effekthascherei, Scharlatanerie, Narrentum usw. unterstellt und die Hürden für Verständnis scheinen oft tatsächlich unüberwindlich.
Auf Nachfrage, was denn an zeitgenössischer Kunst ungenügend und unbefriedigend sei, beklagt der Eine fehlende Botschaften, Andere etwa meinen, bloßes, vordergründiges Spektakel zur rein profit-orientierten Selbstvermarktung entdeckt zu haben; es lässt sich allerdings auch leider nie in Erfahrung bringen, was genau eine solche Botschaft zu transportieren habe und was also ganz besonders dringend in der modernen Kunst vermisst werde. Schließlich gibt es neben vielen anderen Spielarten des Kunstskeptikers durchaus auch welche, die überhaupt dieses ganze Kunst- und Künstlergesindel am liebsten wegsperren würden.
Mit den Gründen dieser besorgniserregenden, intoleranten Tendenzen mögen sich Berufenere in den Bildungs-, Sozial- und Gesellschafts-wissenschaften beschäftigen. Ich habe dies jetzt allerdings zum Anlass genommen, meine künstlerischen Aktivitäten nicht mehr unter dem Titel "Kunst" und "Künstler" stattfinden zu lassen. Meine Kunst ist ab sofort als Nichtkunst (Not Art) zu verstehen, also eine Art Notkunst, gemacht von einem Nichtkünstler. Ich bitte nur um eines: Ich möchte weiterhin im Rahmen der gesetzlichen Übereinkünfte unserer freiheitlich demokratischen Gesellschaftsordnung, die Freiheit in Anspruch nehmen dürfen, zu tun, was ich will, solange ich niemandem Schaden zufüge. Nur das hat für mich und für meine Existenz einen Sinn. Ich kann und will nichts Anderes. Tut mir leid.

My request to the Art Skeptics. Incredulous astonishment fills me again and again when I am faced with art skeptics in the social networks. Unfortunately the ignorance and contempt, directed at artists and modern art is amazing and surprisingly common and enigmatic across all social and educational strata and ideological orientations. Contemporary artists are insinuated grandstanding, charlatanism, foolishness, etc. and the barriers to understand mostly do seem insurmountable. On demand, what really is insufficient and unsatisfactory in the modern art, the one complained a lack of messages, the other claims to have found, superficial spectacle for purely profit-oriented self-promotion; I can, however, also unfortunately bring never find out what exactly have to carry such a message, and what shall therefore missing most urgently in modern art. Conclude, there are many other varieties of art skeptic quite some who would best be "locked away all this whole art and artists scum". With the reasons for this worrying, intolerant tendencies shall dealing the experts in the educational, socio and society sciences. However, I have now taken the opportunity not to let my art activities take place under the title "art" and "artist". My art is understood now as non-art (Not Art), done by me, a non-artist. I have only one desire: I want to feel free to continue doing so within the law and of our liberal democratic society, I will not harm anyone. Only my work has a meaning for me and for my existence. I can not and do not want anything else. I'm so sorry!

29. November 2014

Gefunden in der Akademie der Bildenden Künste München



Die Frage ist ...

... ob Leonardo da Vinci beispielsweise der ja immerhin als einer der größten Künstler der Menschheitsgeschichte gilt – würde er heutzutage leben und moderne Computer nutzen können, die Mona Lisa malen würde?
Anders gefragt: Warum gilt Leonardo da Vincis Mona Lisa als eines der größten Kunstwerke das die Menschheit je hervorgebracht hat, eine heutzutage mit dem Computer möglicherweise herstellbare exakte Kopie davon aber nicht?
Was also ist in Wahrheit die Kunst an der Mona Lisa?

The question is whether Leonardo da Vinci would paint the Mona Lisa, if he would live today and could use modern computers? Put another way: What is the real difference between Leonardo's Mona Lisa and an exact copy that could potentially produce a computer today? So what makes Leonardo's Mona Lisa really one of the most important art works of mankind?

Endlich ...

... kann ich sagen was Kunst ist. Es hat lange gedauert,
aber es ist ganz einfach!

KUNST IST ZWISCHEN DEM GUTEN
UND DEM SCHLECHTEN DAS GUTE
WÄHLEN.


At last I can say what art is! It took a long time, but it is quite simple:
ART IS, BETWEEN THE GOOD AND THE BAD, TO CHOOSE THE GOOD.

28. November 2014

Revolution

Social Media ist eine epochale Revolution, weil sich grenzenlose, globale Kontakte zwischen Individuen festigen können, bevor Vorurteile und irrationale Ängste unüberwindlich werden.

Social media is an epochal revolution, because boundless, global contacts between individuals may consolidate before prejudices and irrational fears become insurmountable.

Frauen und Männer

FRAUEN DENKEN, MÄNNER ÄNDERN SICH, 
ABER SIE ÄNDERN SICH NIE.
MÄNNER DENKEN, FRAUEN ÄNDERN SICH NIE, 
ABER SIE ÄNDERN SICH.

Die Dummheit ist ein böser Geist

der marodierend umherstreift und sich Köpfe sucht, die ihm günstige Umstände bieten, sich einzunisten.
Diese Umstände sind mangelnde Bildung, gepaart mit Einbildung.
Das müsste doch irgendwann zu überwinden sein?

25. November 2014

Warum verbessert sich nichts ...

... trotz smarter "schöner neuer Welt" mit grenzenloser Kommunikation im Internet, in sozialen Netzwerken, auf Tablets, Smartphones, Smartwatchs, etc.?

Weil es mit dem technischen Fortschritt nicht automatisch und zeitgleich einen Fortschritt in den Köpfen gibt, weil nach wie vor WIR am Werk sind, die gleichen dummen Menschenseelen, wie in früheren, weniger "smarten" Zeiten und da helfen auch keine neuen technischen Möglichkeiten.

31. Oktober 2014

Eine Dose Künstlerscheiße

Meine Kommentare zu  Kusanowsky - Eine Dose Künstlerscheiße

“Aber im Sinne einer Aufklärung käme es darauf an, wie Künstler Kunst erklären würden. Aber sie können es nicht …” Diese “Aufklärung” fordern nur die wissgierigen Wissenschaftler, die ja alles erklären wollen, dies aber niemals erreichen werden und die misstrauischen Ahnungslosen, die zu verdächtiger Kunst “kann ich auch” sagen, dies aber niemals beweisen würden. Wenn Künstler Kunst erklären könnten und wollten, wäre sie überflüssig, weil die Erklärungen ja völlig genügten. Man versuche, sich eine erklärte (geklärte?) Musik vorzustellen! “Kunst macht sichtbar, dass es für nichts einfache und alternativlose Lösungen” – und Erklärungen (auch keine schwierigen, komplizierten) – “geben kann; sie fügt der Realität immer noch eine weitere Möglichkeit hinzu.” (Armin Nassehi mit kleinem Einschub) Dem Wissenschaftler und dem Ahnungslosen fällt es naturgemäß schwer dies zu akzeptieren.

Ein Kunstwerk muss ja nicht gleich einen Tornado auslösen, wie der sprichwörtliche Flügelschlag eines Schmetterlings im Regenwald Brasiliens, aber ganz so trivial und irrelevant wie der in China umfallende Sack Reis ist Manzonis Künstlerscheiße in Dosen – genauso übrigens, wie da Vincis Mona Lisa – für die Wirklichkeit der Welt auch nicht. Ohne Manzonis Werk gäbe es zumindest diesen Blogbeitrag und diese Kommentare nicht, ganz zu schweigen von dem Skandal und den Diskussionen, die es damals, vor 50 Jahren, provoziert hat. Manzoni hat also der Wirklichkeit in nicht geringem Maße etwas hinzugefügt und die Welt (ja!) verändert und ich bin mir bei keinem Kunstwerk so sicher, wie bei diesem, dass es früher oder später ein Anderer gemacht hätte, wenn es Manzoni nicht getan hätte.

30. Oktober 2014

Aus »Der Mann ohne Eigenschaften« von R. Musil 1

Vor dem Gesetz waren alle Bürger gleich, aber nicht alle waren eben Bürger.
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 Man hat Wirklichkeit gewonnen und Traum verloren.
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 Man liegt nicht mehr unter einem Baum und guckt zwischen der großen und der zweiten Zehe hindurch in den Himmel.
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 Irgendwie geht Ordnung in das Bedürfnis nach Totschlag über.
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 Sie wollen wissen, wieso ich jedes Buch kenne? Das kann ich ihnen nun allerdings sagen: Weil ich keines lese!
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 Wer sich auf den Inhalt einläßt, ist als Bibliothekar verloren! hat er mich belehrt. Er wird niemals einen Überblick gewinnen!
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... denn man kann vom Leben, wenn es gewaltig ist, nicht auch noch fordern, daß es gut sein soll.
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Allein, das Leben baut nichts auf, wozu es nicht die Steine anderswo ausbricht.
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Man stelle sich ein Eichhörnchen vor, das nicht weiß, ob es ein Eichhorn oder eine Eichkatze ist, ein Wesen, das keinen Begriff von sich hat, so wird man verstehen, daß es unter Umständen vor seinem eigenen Schwanz eine heillose Angst bekommen kann; ...
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... mit einer merkwürdigen hastigen Langsamkeit, wie sie entsteht, wenn jemand eilende Geläufigkeit seines Tuns mäßigend verbergen will, ...
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Sie war durch ein Realgymnasium und einige Semester der Universität gegangen, sie hatte eine Unmenge neuen Wissens berührt, das nicht mehr in den alten Fassungen des klassischen und humanistischen Geistes unterzubringen war; in vielen jungen Leuten hinterläßt solcher Bildungsgang heute das Gefühl, daß sie gänzlich ohnmächtig seien, während vor ihnen die neue Zeit wie eine neue Welt liegt, deren Boden mit den alten Werkzeugen nicht bearbeitet werden kann.

29. Oktober 2014

In den so genannten sozialen Netzwerken

... tummeln sich viele Einäugige, die sich unter Blinden wähnen und es nicht begreifen können, wenn einmal ein Zweiäugiger auftaucht.

23. Oktober 2014

Samuel Beckett

Gefragt, ob er die Heisenbergsche Unschärferelation gelesen habe, antwortete Beckett: "Wenn überhaupt, ist es mir gelungen, sie erfolgreich zu verdrängen."
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Bei der Vorbereitung der Inszenierung von "Quadrat" äußerte Beckett den Wunsch nach den Farben Rot, Gelb, Grün, Blau, und jemand sagte, Schwarz-Weiß sei auch eindrucksvoll. Ein Anderer meinte, man könne es doch erst farbig und dann schwarz-weiß machen. Da sagte Beckett: "Jawohl! So machen wir es, und dazwischen sind 100.000 Jahre Pause."

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Aus "Molloy" (Schlußsätze):
"Es waren die längsten, schönsten Tage des Jahres. Ich lebte im Garten. Ich habe von einer Stimme gesprochen, die mir dies oder das anbefahl. Damals begann ich, mich mit ihr zu vertragen, zu begreifen, was sie wollte. Sie bediente sich nicht der Worte, die man den kleinen Moran gelehrt und die er später seinen eigenen Sohn gelehrt hatte. Daher wußte ich anfangs nicht, was sie wollte. Aber am Ende verstand ich diese Sprache. Ich habe sie verstanden, ich verstehe sie, wenn auch vielleicht falsch. Darauf kommt es nicht an. Auf ihr Geheiß schreibe ich den Bericht. Soll das bedeuten, daß ich jetzt freier bin? Ich weiß es nicht. Es wird sich zeigen. Dann ging ich in das Haus zurück und schrieb 'Es ist Mitternacht. Der Regen peitscht gegen die Scheiben.' Es war nicht Mitternacht. Es regnete nicht."
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Aus "Der Namenlose" (S. 457, werkausgabe edition suhrkamp, 8. Band, 1976):

"Ich brauche nur weiterzumachen, als ob etwas zu tun wäre …"

S. 454







S.455


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Vorwort zu "Film"











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Link Youtube-Clip >  Als ich "Der Verwaiser" von Samuel Beckett las
Danke für die Aufmerksamkeit und die Geduld. Es war eine spontane Aktion, als ich plötzlich beim Lesen von Becketts "Der Verwaiser", bei bestem Wetter, auf dem Balkon, den Gedanken hatte, dass die im Verwaiser beschriebene Situation (die Leute in dem Zylinder mit den Nischen), dieser Situation in diesen Wohngebäuden mit den Balkonen, ziemlich ähnlich ist. Der Film ist somit eine Art Illustration zu dem Beckett-Text. (Beckett würde wahrscheinlich sagen: "Oder auch nicht.")
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"Unsere Zeit ist so aufregend, dass man die Menschen eigentlich nur noch mit Langeweile schockieren kann."

Ende einer Geschichte

Die Schmerzen waren jetzt kaum noch auszuhalten. Trotzdem raffte er sich mit einer letzten Kraftanstrengung auf und setzte diesen Tweet ab: "Alles, was ich sage, kann mir genommen werden. Alles, nur nicht mein Schweigen."

Heute hat der Papst in 9 Sprachen getwittert:

"Die Familie ist der Ort, wo wir uns als Personen entwickeln. Jede Familie ist ein Baustein, der die Gesellschaft aufbaut."

Ich habe ihn daraufhin gefragt: "Aber was tragen dann zölibatäre Priester zum Aufbau der Gesellschaft bei?"

Keine Antwort. (In 9 Sprachen.)

So

Und jetzt irgendetwas wegwerfen  –  im Weltraum.

Unterwegs

Diese Frau bewegt sich fort,
als müsse sie gegen einen starken Wind ankämpfen.
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Da ist einer von denen,
denen man ansieht, wie sie nicht aussehen wollen.
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In der Straßenbahn lacht eine Frau einen Hund an,
dessen Besitzerin lacht stellvertretend zurück.

19. Oktober 2014

Jorge Luis Borges und Jacques Derrida

Jorge Luis Borges: "No one ever reads me correctly."
(Dear Mr.Borges, if no one ever reads you correctly, maybe you never wrote truthful?)
Jacques Derrida; "No one ever misreads me correctly."
(Dear Mr.Derrida, if no one ever misreads you correctly, maybe everything you ever wrote was wrong?)

13. Oktober 2014

Andy Warhol – Das Leben ist ein Traum

»Bevor auf mich geschossen wurde, hatte ich immer das Gefühl, nicht zu leben, sondern fernzusehen. In dem Moment als die Schüsse fielen, wusste ich genau, dass ich fernsah. Seitdem kommt mir alles vor, wie ein Traum. Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich lebe, oder gestorben bin. Es ist traurig. Das Leben ist ein Traum. Vorher hatte ich keine Angst. Jetzt, da ich schon einmal tot war, sollte Angst mir fremd sein. Aber ich habe Angst. Ich weiß nicht warum. Ich habe Angst vor Gott allein und das war vorher nicht so.«

11. Oktober 2014

Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden.

Der Papst hat auf Twitter zur Zeit knapp 16 Millionen Follower in
9 Accounts verschiedener Sprachen. Er selbst folgt jedoch nur sich selbst, nämlich seinen jeweils 8 anderssprachigen Accounts. Sagt dies nicht eigentlich alles über die Dialogfähigkeit und -bereitschaft der katholischen Kirche?

8. Oktober 2014

Aus "Schwarzes Loch" von Thomas Gollas S.75

Kaum die Wohnungstür hinter sich zugedrückt, so Merz, seien alle aufkeimenden, positiven Gefühle jedesmal wieder wie weggeblasen gewesen. Die Stille habe sofort jeden zarten Hoffnungskeim erstickt. So müsse man sich wahrscheinlich die Gefangenschaft in einer Gummizelle vorstellen. Auf seinem schwarzen Sofa sitzend, dem leisen Knacken des Heizkörpers ausgeliefert, habe er dann leise und in fassungsloser Verzweiflung mehrmals und immer wieder kopfschüttelnd Scheiße – Scheiße und Unglaublich vor sich hin gemurmelt. Der Gitarrist, irgendwo im Haus, mit seinen Übungen. Von der Straße, gedämpft, die Geräusche der Autos. Drei leise Schläge der Kirchturmuhr und dazwischen sein grundlos rasender Herzschlag. Viertelvorneun. Weit entfernt, aber doch im Haus, menschliche Stimmen. Lachende, offenbar fröhliche Leute, irgendwo ganz in der Nähe, aber unerreichbar. Es habe eine solch unvorstellbare Verzweiflung geherrscht, so Merz, daß er es gar nicht sagen könne. Ohne Zweifel, ein unbeschreiblich trostloses Elend. Und es war Winter jetzt. Seit Wochen schon, eisige Kälte in Mitteleuropa. Zweistellige Minusgrade. Meldungen von erfrorenen Menschen. Eisregen. Glatteis. Verkehrschaos. Schneefälle am Mittelmeer. Überall diese alles lähmende, gegen das Leben gerichtete, tödliche Umklammerung eines mörderischen Frostes.

Aus "Schwarzes Loch" von Thomas Gollas S.12

Überall wo er sich jetzt aufhalte, müsse er nach kurzer Zeit feststellen, daß etwas Lebensnotwendiges fehle. Halte er sich bei seiner Liebhaberin auf, vermisse er schmerzlich seine Kinder. Seien seine Kinder bei ihm, fehle ihm ein Partner. Nirgends fühle er sich am rechten Ort, wie das einzelne Teil eines Puzzles, für das sich kein passender Platz finden lasse. Merz sagt, wie aus einem Traum aufwachend, frage er sich bei jeder Gelegenheit, wie er hierhergekommen sei, was er hier solle, wer ihn dahin und hierher zitiert und was ihn veranlaßt habe dies oder das zu tun und wozu. Er fühle sich wie ein Grashalm, der Willkür der wechselnden Winde ausgesetzt, allerdings ohne Wurzel. Die kleinen, wie auch die großen Ereignisse brauten sich immer wieder zu einer dunklen Wolke der Bedrohung zusammen und aus Furcht vor Fehlern sei er außerstande, angemessen und mit klarem Verstand zu reagieren.

7. Oktober 2014

Betrachtung über die Qualität

Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgendjemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte.
Die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug zuviel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter zuwenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zuwenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Ware zu erhalten.
Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen.
Und wenn Sie das tun, haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.
John Ruskin, englischer Sozialreformer (1819 – 1900)