30. Oktober 2014

Aus »Der Mann ohne Eigenschaften« von R. Musil 1

Vor dem Gesetz waren alle Bürger gleich, aber nicht alle waren eben Bürger.
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 Man hat Wirklichkeit gewonnen und Traum verloren.
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 Man liegt nicht mehr unter einem Baum und guckt zwischen der großen und der zweiten Zehe hindurch in den Himmel.
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 Irgendwie geht Ordnung in das Bedürfnis nach Totschlag über.
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 Sie wollen wissen, wieso ich jedes Buch kenne? Das kann ich ihnen nun allerdings sagen: Weil ich keines lese!
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 Wer sich auf den Inhalt einläßt, ist als Bibliothekar verloren! hat er mich belehrt. Er wird niemals einen Überblick gewinnen!
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... denn man kann vom Leben, wenn es gewaltig ist, nicht auch noch fordern, daß es gut sein soll.
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Allein, das Leben baut nichts auf, wozu es nicht die Steine anderswo ausbricht.
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Man stelle sich ein Eichhörnchen vor, das nicht weiß, ob es ein Eichhorn oder eine Eichkatze ist, ein Wesen, das keinen Begriff von sich hat, so wird man verstehen, daß es unter Umständen vor seinem eigenen Schwanz eine heillose Angst bekommen kann; ...
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... mit einer merkwürdigen hastigen Langsamkeit, wie sie entsteht, wenn jemand eilende Geläufigkeit seines Tuns mäßigend verbergen will, ...
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Sie war durch ein Realgymnasium und einige Semester der Universität gegangen, sie hatte eine Unmenge neuen Wissens berührt, das nicht mehr in den alten Fassungen des klassischen und humanistischen Geistes unterzubringen war; in vielen jungen Leuten hinterläßt solcher Bildungsgang heute das Gefühl, daß sie gänzlich ohnmächtig seien, während vor ihnen die neue Zeit wie eine neue Welt liegt, deren Boden mit den alten Werkzeugen nicht bearbeitet werden kann.

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